Bildergalerie
 
300. Durchsteigung durch die Watzmann Ostwand
Bericht und Bilder zu der Jubiläumsdurchsteigung von Bergführer Heinz Zembsch mit dem prominenten Gast Georg Hackl.
 
Am 12. September 2002 war es so weit. Der 59-jährige Berchtesgadener Bergführer Heinz Zembsch machte seine 300. Begehung durch die berühmt-berüchtigte Watzmann-Ostwand, ein Rekord, den bis jetzt noch niemand gelungen ist. Die Ostwand des 2713 Meter hohen Watzmanns ist mit 1800 Höhenmetern und ca. 3000 Klettermetern die höchste Wand in den Ostalpen. Die Watzmann-Ostwand zu durchsteigen, ist für viele Bergsteiger ein Wunsch und eine große Herausforderung. Die Schwierigkeit liegt nicht an der Kletterei selbst, mit Stellen bis zum III. Grad, sondern im Finden des richtigen Weges, in der Länge der Wand und der Dauer einer Durchsteigung. Das Wetter kann sich während einer Durchsteigung, die in der Regel einen ganzen Tag ausfüllt, unberechnbar verändern. Bei aufkommendem Nebel haben selbst erfahrene Bergsteiger Probleme, sich in der Wand mit dieser enormen Dimension zu orientieren, zumal der Weg nicht immer eindeutig ist und es auch zahlreiche Varianten gibt. Die meisten Unfälle entstehen durch Steinschlag und Verstieg in schwieriges Gelände. Wenn man die Wand gut kennt, lassen sich aber die steinschlaggefährdeten Bereiche weitgehend vermeiden. Und einer, wie der Heinz Zembsch, der jeden Stein in der Wand kennt, findet auch bei Nebel sicher durch die Wand.
Seit der Erstbesteigung im Jahre 1881 durch den Einheimischen Bergführer und Landwirt Johan Grill, kam es in der Wand zu mehr als 90 tödlichen Unfällen. Der damalige Rekordhalter Franz Rasp, verunglückte mit 48 Jahren tödlich bei seiner 295. Begehung, einer Winterbegehung der Watzmann Ostwand. Erfahrung ist wichtig, aber keine Versicherung, gewisse objektive Gefahren lassen sich nie vollständig ausschließen. Auch bei der 295. Tour von Heinz Zembsch gab es einen Bergunfall. Steinschlag hatte einen Bergsteiger, nur wenige Meter entfernt, so schwer verletzt, dass er von der Bergwacht mit dem Hubschrauber aus der Wand geborgen werden musste.
Fotoaufnahmen vom HubschrauberRast an der Biwakschachtl: Hackl und Zembsch
Am Donnerstag in der Frühe ging es los. Um 6 Uhr war Aufbruch am Ostwandlager, am Fuße des Königssees. Anlässlich der Jubiläumsbesteigung führte Heinz Zembsch den ebenfalls aus Berchtesgaden stammenden Rennrodler und dreimaligen Olympiasieger Georg Hackl durch die Wand. Nach 7 Stunden Aufstieg erreichte Heinz Zembsch mit seinem Gast Georg Hackl und gut 30 Freunden, die ihn bei seiner Jubiläumsbesteigung begleiteten, den Gipfel. Auch sein 18-jähriger Sohn Christoph, der bald in die Fußstapfen seines Vaters treten wird, ist mit dabei. Unter seinen Freunden und Bergführer-Kollegen genießt Heinz Zembsch hohe Achtung und Anerkennung. Dirk Brandner, Bergführer-Obmann in Berchtesgaden lobt die Professionalität seiner Führungen: "Der sagt den Leuten schon genau, wo sie hintreten sollen. Da kann er schon autoritär werden." Das ist manchmal nötig, wenn geführte Gäste die Gefahren nicht erkennen und glauben wollen.
Kletterei in der Watzmann OstwandKrönung durch den Bergführer und Freund Michael GrasslGeorg Hackl gratuliert zur 300. Durchsteigung
Feiern ist eine durschtige Angelegenheit
Auf dem Gipfel wurde Heinz Zembsch von Freunden mit einem Thron empfangen: Zur Feier der Jubiläumstour haben ihm seine Freunde zum "König des Watzmanns" ernannt. Die letzten Meter zum Gipfel stehen Freunde und Bergführerkollegen in einer Reihe. Direkt unter dem Gipfelkreuz wartet ein vergoldeter Thron aus Holz, dessen Teile von 4 Trägern zerlegt nach oben geschleppt und am Gipfel zusammengebaut wurden. Auf dem Gipfel wird Heinz mit Krone und einem goldenem Eispickel als Zepter zum König des Watzmanns ernannt, ein roter Umhang wird ihm umgelegt. Der Vater der bekannten Huber-Kletterer, Thomas Huber, stimmte am Gipfel das Berglied "La Montanara" an. Die Augen vom Bergführer Heinz Zembsch werden vor Freude und Rührung feucht. Nach einer schönen Feier am Gipfel ging es an den Abstieg.
Hackl spielt auf der Fleitl
Standesgemäß wird der "König der Watzmann-Ostwand" beim Abstieg über das Wimbachtal von einer Kutsche des Nationalparks abgeholt und zum Gasthof Hocheck am Ende des Tales gefahren. Dort wird er auf seinem goldenen Thron in die Wirtsstube getragen und zapft das Bierfass an. Mit Ziehharmonika, Tuba, Klarinette und Freibier wurde noch lange bis in die Nacht hinein gefeiert.
Königliche Fahrt mit der Kutsche
Trotz der zahlreichen Begehungen hat Heinz Zembsch nie den Respekt vor der Wand verloren, wobei er aber beobachtete, dass er vielen Bergsteigern in zunehmenden Maße abhanden kommt. Mit Handy im Rucksack sollte die Bergwacht schnell zu Stelle sein, wenn es mal gefährlich wird. Die Vorbereitung auf die anspruchsvolle Tour wird nicht mehr von jedem ernst genommen, die Kondition lässt manchmal zu wünschen übrig. Die 300. Begehung wird nicht seine letzte Begehung sein: "Ich gehe solange, wie ich kann", sagt der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer.
Feier im Gasthof Hocheck

2007 wieder ein Jubiläum: 50 Jahre Ostwandbegehung durch Heinz Zembsch wurde gefeiert. Mit auf dem Bild sind viele seiner Bergführerkollegen.

Bei der Feier zur 50jähren Begehung der Ostwand durch Heinz Zembsch


Im September 2013 wird Heinz Zembsch vom Tourismusverband für die 400. Besteigung der Watzmann-Ostwand geehrt.

Heinz Zembsch Heinz Zembsch mit Familie

Bei der Feier zur 400ten Begehung der Watzmann-Ostwand.

Der Pressebericht des Berchtsgadener Anzeigers dazu


Weitere Presseberichte:

Outdoor Spezial

Geo Spezial

Mythos Watzmann - Ein Bericht des Bayerischen Fernsehens, u. a. mit Heinz Zembsch